Mein Kampf

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Groteske von George Tabori

PREMIERE Freitag, 23. Juni 2017
Studio // 1.50 h ohne Pause

Wir schreiben das Jahr 1910: In einem Obdachlosenasyl für Männer in der Wiener Blutgasse leben die Juden Schlomo Herzl und Lobkowitz. Der herzensgute Herzl, Buchhändler von Beruf, arbeitet an einem Roman, der den Titel „Mein Kampf“ tragen soll. Der etwas verrückte Lobkowitz ist Koch, hält sich aber für den König der Juden. Beide Herren verstehen sich prächtig, bis ein neuer „Mieter“ hinzukommt, Hitler mit Namen, untalentierter Landschaftsmaler und als solcher von der Kunstakademie als Student abgelehnt. Herzl tröstet den verwirrten jungen Mann aus Braunau am Inn, der in seinem Leben nie so etwas wie Herzenswärme oder Seelengüte erfahren hat. Das Mitgefühl geht sogar so weit, dass Herzl Hitler, wenn er es in der Kunst nun mal zu nichts bringt, auf eine Karriere als Politiker vorbereitet, einschließlich neuem Look mit Seitenscheitel und gestutztem Bärtchen sowie eher fatalen Folgen für die Weltgeschichte. Sogar den Titel seines Romans überlässt er dem immer despotischer auftretenden Hitler, damit dieser ihn für seine politischen Veröffentlichungen verwenden kann. Schließlich schaut sogar Frau Tod vorbei, um Hitler mitzunehmen: aber nicht zum Sterben, sondern als ihren neuen Assistenten…

George Tabori war ein Theatermagier: Ob als Regisseur oder Autor - kaum jemand konnte im deutschsprachigen Theater der Nachkriegszeit so gekonnt das Absurde mit dem Wahrhaftigen, den Humor mit der Traurigkeit so verbinden wie der 1914 in Budapest geborene Ungar jüdischer Abstammung. Und auch in der 1987 uraufgeführten Groteske „Mein Kampf“ ist der Übergang vom Lachen zum Weinen fließend. Wie sagt Tabori: “Der kürzeste deutsche Witz ist Auschwitz.“


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